Eine Woche nach Ostern 2020 – von der Corona-Epidemie kein Ende abzusehen. An einer sonst belebten Straßenkreuzung sehe ich einen Menschen liegen. Sichtbar sind seine unkoordinierten Armbewegungen. Ich halte an und gehe über die Straße zu ihm. Mühsam versucht er im Gras umherliegende Münzen und sein Handy zu greifen.

In einer ähnlichen Situation drohte mir im Winter ein Hilfsbedürftiger Prügel an, weil er vermutete, dass ich mich an seinem Eigentum vergreife. Auch wegen Corona wahrte ich jetzt einen gebührenden Abstand. Die Frage nach einer angebotenen Hilfeleistung verneinte er. Ein Notruf hätte er bereits abgesendet. War er Epileptiker oder Alkoholiker?

80-jährigen Risikopersonen wurde empfohlen, das Haus nicht verlassen. Warum sollte gerade ich an diesem Morgen der barmherzige Samariter sein?

Mit schlechtem Gewissen lasse ich den Liegenden allein und gehe zum Auto zurück.

Eine Belohnung kam trotzdem. In den Rückspiegel blickend sah ich den jungen Mann aufrechtstehend und mir freundlich nachwinkend.

 

Karl-Heinz Hoffmann

Hüttengrund 2

37355 Niederorschel/ OT Kleinbartloff

 036076 / 53795

 

 

 

 

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