Heidi Axel
Am Sonnenhof 4b
03647 Pößneck
Nichts ist mehr, wie es mal war
Das Jahr 2020 hatte wunderbar begonnen. Ich war zwei Wochen bei meiner Freundin am Bodensee. Dort bin ich sehr gern, denn das ist eine wunderbare Gegend. Wir hatten viel Spaß, vor allem mit den Enkeln. Der Abschied kam und ich fuhr wieder nach Hause.
Wir verabredeten uns im Februar noch einmal für 8 Tage in die Türkei zu fliegen. Das setzten wir absolut durch und flogen doch tatsächlich für 8 Tage noch einmal nach Antalya. Wir erholten uns prima, kauften gut ein, was ein besonderer Spaß war und flogen gut gelaunt wieder nach Hause. Von Corona sprach damals nicht ein Mensch und schon gar nicht in der Türkei. Das Hotel war sauber, ordentlich und geschmackvoll. Wir konnten uns über nichts beklagen.
Nach Hause gekommen, wurden wir erst einmal mit dem Thema Corona konfrontiert. Erst zuckte man die Schultern und verhielt sich vorsichtig, aber man lebte eigentlich so weiter, wie immer.
Ich lebe allein! Ich desinfizierte vor allem die Türklinke der Eingangstür und meine Klingel. Ich hielt mich an die Abstandsregelung und an die Maskenpflicht. Also was sollte mir schon passieren? Kontakt hielt ich nur über mein Handy und ich beschäftigte mich mit meinem schönen Hobby, dem Schreiben von Gedichten und Kurzgeschichten.
Am Morgen des 15. Märzes, es war ein Sonntag, stand ich ruhig und gelassen auf, erledigte meine morgendlichen Abläufe und wollte gerade meine Tabletten in der Küche einnehmen, als ich merkte, dass mir meine rechte Hand nicht mehr gehorchte. Ich setzte mich noch einige Minuten auf mein Bett und hoffte, dass mir besser werden würde, aber es wurde immer schlimmer. Mir kam selbst zum Bewusstsein, dass etwas nicht stimmte. Instinktiv öffnete ich meine Korridortür, griff vorsichtig nach meinem Handy und rief meine Nachbarin an. Sagen konnte ich nur noch: „ Komm runter und ruf an!“ Dann kam kein Wort mehr aus meinem Mund, obwohl ich im Kopf alles ordentlich formulierte. Es kam nichts heraus. Sie rief die 112 an und ich kam wieder zur mir, als ich fremde Männer in meiner Wohnung sah. Ich dachte noch so bei mir: „Ich hab doch gar keinen Freund! Was machen die hier?“ Dann begriff ich, dass mit mir wirklich etwas nicht stimmte, aber das Wort Schlaganfall kam mir dabei nicht in den Sinn. Ich habe unter meinem Schreibtisch immer eine gepackte Tasche für das Krankenhaus stehen, Bekleidung und Papiere. Ich konnte noch die Handbewegung machen, dass die Zahnbürste mitmusste und dann ging alles sehr schnell. Notarzt, Helikopter und nach Bad Berka in die Klinik!
Ich habe den Schlaganfall ohne bleibende Schäden überstanden und versuche mich jetzt wieder tapfer ins Leben zurückzufinden, denn irgendwie fehlt mir die Kraft. Ich halte nicht lange durch und muss mich immer wieder hinlegen, um auszuruhen. Für eine Reha hielt mich die Klinik nicht für krankgenug, was ich bis heute nicht wirklich verstehe. Ich bin zwar 68 Jahre alt, aber habe ich da keinen Anspruch auf Hilfe und Fürsorge?
Dieses Ereignis überschattete bei mir sogar die ganze Corona Angelegenheit und ich kam zu dem Schluss, dass auch die anderen Krankheiten absolut nicht schlafen. Ich bin allen, die sich um mich in Bad Berka gekümmert haben, sehr dankbar für die ausgezeichnete Betreuung während des Krankenhausaufenthaltes.
Heute muss ich sagen, dass die schnelle Hilfe auch dadurch möglich war, dass keiner erst in meinem Kleiderschrank herumwühlen musste, um die Sachen zusammen zu suchen. Ich werde weiter kämpfen, um wieder richtig auf die Beine zu kommen!
Dankbar bin ich auch meinen vielen Freunden und Bekannten, die mich mit lieben Worten aufgerichtet haben, mir halfen und mich auch auf andere Gedanken gebracht haben!
Ein Schlaganfall ist eine schwere Sache, auch in Corona Zeiten!