Angefangen hat alles mit einem kleinen Video-Dreh auf der Halde – einem Berg in unserem Ort – zu Beginn der Corona-Zeit. Als Musiker sonst für zahlreiche Events gebucht, mussten alle Veranstaltungen bis auf weiteres aus dem Kalender gestrichen werden. Da hatten wir überlegt, was wir tun können, um ein musikalisches Lebenszeichen in die Welt zu senden.
Wir kletterten auf den besagten Berg mit kleinem Verstärker und einem Saiteninstrument im Gepäck.
Kaum erklingen die ersten Töne hoch oben über der Stadt, folgte Applaus und Jubel von unten. Damit hatten wir nicht gerechnet. Aus einer kleinen geplanten Video-Session wurden ein nicht ganz so kleines sommerliches Konzert aus der Höhe für alle darunterliegenden Grundstücke und deren Bewohner, die dies in zahlreichen Beiträgen in den sozialen Medien mit positiven Kommentaren teilten. Das weckte weitere Wünsche bei anderen ebenfalls durch Corona-Beschränkungen zu Haus Gebliebenen, die dies aufgrund der Lage ihrer Grundstücke, nicht hören konnten.
Positiv beschwingt von diesem ersten musikalischen Corona-Erlebnis startete durch viele Wochen der kulturellen Ungewissheit eine Tour mit einem kleinem roten Auto durch die Ortschaften in Niedersachsen bis hin nach Thüringen, wo wir spontan in kleinen Straßen aber auch auf Rathaus-Plätzen für musikalische Unterhaltung mit Live-Musik aus dem Kofferraum heraus sorgten.
Besonders berührende Momente bleiben uns im Herzen, denn nicht nur ganz normale Straßenzüge wurden live bespielt – auch Altersresidenzen, Pflegeheime, Tagespflegen und unzählige nicht feierbare Geburtstage von 11 – 85 Jahren – wurden mit musikalischen Darbietungen versorgt. Es gab sogar Chefs, die für ihre Mitarbeiter einen Moment Spaß und Freude bei uns anfragten. Auch das berührte uns sehr. Mit dieser kleinen Tour schafften wir es bis ins Radio, der lokalen Zeitung und zu einem Geisteskonzert ins Internet, was auch eine ganz spezielle Erfahrung für mich als Musiker war und nach der ich einmal mehr wusste, wie sehr ich mein Publikum vor der Bühne schätze.
Ich schreibe manchmal von mir … und manchmal von uns … Auch wenn ich der Musiker bin … begleitet wurde diese wochenlange Tour von meiner Frau, die unermüdlich jeden Tag wieder mit mir ins Auto stieg, um neue Straßen zu entdecken und neue Menschen immer „auf Abstand“ kennenzulernen und trotz sozialer Isolation und Kontaktbeschränkungen eine neue Form von Gemeinschaft zu erleben. Wir hätten nie erfahren, wie gesellig ein Wendehammer mit einem Baum in der Mitte und 8- 10 angrenzenden Grundstücken sein kann, wenn jeder einfach mal in seinem Garten steht oder die Fenster öffnet und gemeinsam den Ausblick auf den parkenden Musiker genießt und der dargebotenen Musik lauscht.
Für uns eine besondere Zeit, die wir nie vergessen werden.
Stefan Basler – Musiker
www.stefanbasler.de
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von
Stefan Basler